Sensorische Integration
Eine Ergotherapeutin mit der mehrjährigen Weiterbildung zur Sensorische Integrationstherapie trägt in ihrer Berufsbezeichnung den Zusatz : SI/DVE
Sensorische Integration – was ist das?
Sensorische Integration (SI) ist ein anderes Wort für Wahrnehmungsverarbeitung oder neurophysiologische Regelkreise im Zentralen Nervensystem. Die optimale Verarbeitung und Verknüpfung von Körperwahrnehmung, Berührungsempfinden, Gleichgewichtswahrnehmung, Sehen, Hören aber auch Riechen und Schmecken ist die Grundlage für Lernen und sinnvolles Handeln. Sensorische Integration ist ein lebenslanger Lern- und Wachstumsprozess im Nervensystem.
Sensorische Integrationsstörung – was ist das?
Wenn der Prozess der sensorischen Informationsverarbeitung im Nervensystem gestört ist, werden Lernen und Handeln schwierig, Fehler werden nicht bemerkt. Kinder verlieren durch häufige Misserfolge ihren Mut und ihre Entdeckungslust. Spiel- und Verhaltensauffälligkeiten sowie Entwicklungsstörungen können entstehen. Folgende ärztliche Diagnosen würden diese Probleme beschreiben:
- ADS/ADHS,
- Konzentrationsstörung,
- Teilleistungsstörung,
- Koordinationsstörung,
- Störung der visuellen oder auditiven Wahrnehmungsverarbeitung,
- Störung der Sensomotorik,
- Störung des Sozialverhaltens,
- Störung der Feinmotorik /Graphomotorik.
Wie fällt eine Störung der Sensorischen Integration auf?
Schon im Säuglings- und Kleinkindalter zeigen manche Kinder Unbehagen z.B. bei ganz normalen Alltagshandlungen:
- Sie mögen nicht berührt oder/und bewegt werden.
- Sie haben Probleme beim Trinken und Schlafen.
- Sie lassen sich schwer beruhigen.
- Sie mögen sich nicht anschmiegen
- Sie machen sich steif.
- Sie sind stark geräuschempfindlich
Später können sich z.B. folgende Schwierigkeiten ergeben:
- Unsicherheiten und Verzögerungen der Bewegungsentwicklung
- Der eigene Körper und die Umgebung werden nur unzureichend erkundet
- Konzentration und Ausdauer im Spiel ist nicht altersentsprechend
- Sie haben Probleme im Umgang mit Gleichaltrigen
- Malen und singen fällt schwer
- Manche Kinder kommen ohne erkennbaren Anlass leicht in Panik oder sind sehr unruhig,bzw. sind sehr langsam und wirken müde.
- Unaufmerksames und problematisches Verhalten in Familie und Kiga/Schule
Was wird bei der Sensorische Integrationstherapie im Einzelnen gemacht?
Eine auf die SI-Therapie spezialisierte Ergotherapeutin wird zu Beginn der Behandlung durch eine ausführliche Befragung der Bezugspersonen des Kindes und einer differenzierten Befunderhebung den individuellen Entwicklungsstand und die spezifischen sensorischen Hintergründe der Probleme feststellen. Daraufhin werden individuelle Ziele für die Behandlung festgelegt. Ein mögliches Ziel könnte so z.B. sein: „Ihr Kind soll sich in Bewegungssituationen sicherer fühlen.“ oder “Ihr Kind soll sich mehr als 20 Minuten konzentrieren können.“ Für das Konzept der SI-Therapie ist die Beratung der Bezugspersonen und die Erarbeitung konkreter Hilfestellungen für das Umfeld des Kindes von besonderer Bedeutung.
Die SI-Therapie soll helfen die Aufnahme von Sinneswahrnehmungen zu strukturieren und die Wahrnehmungsverarbeitung zu regulieren und zu vernetzen, um damit eine verbesserte Handlungsorganisation und Selbstregulation zu erreichen. Die Therapeutin wählt Aktivitäten mit genau dem richtigen Schwierigkeitsgrad aus, damit Ihr Kind selbst erfolgreich sein kann, dies stützt seine Selbstsicherheit und hilft Blockaden in der Entwicklung aufzuheben.
Die angebotenen Aktivitäten sollen für Ihr Kind von Bedeutung sein und sind daher in das normale Lernfeld des Kindes „Spiel und Bewegung“ eingebaut. Die Therapeutin nutzt ihr Wissen über die Wirkung der Sinne aufeinander und passt die sensorischen Aktivitäten für Ihr Kind in der Art und Dosierung immer wieder neu an, damit Ihr Kind optimal lernen kann. Mit verschiedenen Materialien und Spielsituationen können so z.B. das Körpergefühl, die Bewegungskoordination, die visuelle Wahrnehmungsverarbeitung, die Konzentrationsfähigkeit oder das Selbstvertrauen verbessert werden.
Erfolgreiche Handlungen werden vom Kind gern wiederholt, die alltagsnahen Aktivitäten der Therapie werden also auch zu Hause oder in der Schule wiederholt und die erworbenen Fähigkeiten werden so in den Alltag übertragen. Die Therapeutin wird die Fortschritte des Kindes dokumentieren, an den überweisenden Arzt weiterleiten und mit den Bezugspersonen besprechen. In einem Abschlussgespräch werden Empfehlungen zur Stabilisierung der Therapieerfolge gegeben.
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